†Bis aus dem Dingsda Liebe wird â€
Hormone, Hormone, nichts als Hormone! Das waren stets die treuen Begleiter in meiner Backfischzeit. Oft genug, in kurzen ZeitabstĂ€nden hieĂen die Hormone mal Andre, Dieter, Harald oder Bernd. SchwĂ€rmereien, da war von âHimmelhochjauchzendâ bis âzu Tode betrĂŒbtâ alles vertreten. Der kleine Amor lief dir stĂ€ndig mit seinen Pfeilen hinterher und heute musst du dich schon recken, um ĂŒberhaupt ein Dingsda zu fangen, bevor es vorbei fliegt.
Dabei brauche ich das nun ja auch nicht mehr. Denn, wenn ich nun meinen Mann anschaue, dann weiĂ ich, dass er mein Hauptgewinn in Sachen Liebe ist. Der kleine Amor weiĂ es auch, er ist ja nicht dumm, hat sich diskret  zurĂŒckgezogen und ein weiteres Lorbeerblatt an seinen Kopfkranz gebastelt. *lĂ€chel*
Frage mich manchmal wirklich, wo mein Herzblatt frĂŒher die ganze Zeit gesteckt hat. Die Sache mit den Hormonen und den Jungs, die die falschen Wegbegleiter waren, war oftmals nicht einfach und er hĂ€tte es mir doch einfach ersparen können. Bevor sich mein Mund nun heute noch in Schmollmanier verzieht, verzeihe ich meinem Mann besser mal diese Unachtsamkeit und konzentriere mich erst einmal wieder auf die Hormone in meinen jungen Jahren.
Wenn ich so zurĂŒck denke, waren Elvis und Howard Carpendale und ein paar wenige mehr, die einzigen, die mich nie im Stich gelassen haben. Dann, wenn der groĂe Bruder der Hormone, der Liebeskummer mich besuchte. âTi Amoâ und âFalling in Love with youâ liefen dann rauf und runter und ich hĂ€tte mit meinen FunkelperlentrĂ€nen ganze BĂ€che fĂŒllen können. Na, zumindest aber den Putzeimer meiner Mama. Ich fĂŒhlte mich so unverstanden, fĂŒhlte mich so traurig, fĂŒhlte mich so allein gelassen in meinem Kummer und hab der Liebe nach geweint.
Ich weiĂ noch heute ganz genau, als die Nachricht von Elvis Tod kam, habe ich mich ins regenfeuchte Gras gelegt und dachte: â Wenn ich hier nur lang genug liege, dann werde ich krank und so krank, dass ich auch daran sterbe. Liebeskummer ohne ihn, ohne seine Lieder, wĂŒrde ich nicht ĂŒberstehen. Da wollte ich dann auch nicht mehr leben. Doch meine Freundin, in deren Garten ich im Regen lag, hatte es dann doch nach gefĂŒhlten Stunden geschafft, mich davon zu ĂŒberzeugen, dass ich mit ins Haus kam. Eine Grippe spĂ€ter hatte ich mich auch soweit mit seinem Ableben abgefunden und begnĂŒgte mich mit seinen Liedern. Hatte ich doch noch die anderen, die auch so tolle, TrĂ€nen weckende Songs zum Besten geben konnten.
In der Schule bekamen wir einen neuen Klassenlehrer, ein MittdreiĂiger und ganz bald der Schwarm aller MĂ€dchen in der Klasse. Dabei war an ihm eigentlich, wenn ich mich versuche zu erinnern, nicht allzu viel Besonderes. Blaue Augen und dabei liebe ich eher die braunen und schon, leicht schĂŒtteres Haar und beginnende Geheimratsecken. Selbst die Kleidung war recht konservativ mit Anzug, Pullunder und Krawatte in gedeckten Farben. Wie gesagt, nichts Besonderes.
Absolut nichts Besonderes, auĂer vielleicht, dass man seinem Gesicht schon die Klugheit angesehen hat. Seine Stimme einen tiefen, sonoren Klang hatte und er immer so nett gesprochen hat. Wie elegant seine Haltung erst mal war, wenn er mit dem RĂŒcken zur Klasse, die Kreide ĂŒber die Tafel streichen lieĂ. Selbst das Quietschen der Kreide hatte bei ihm einen ganz besonderen, fast schönen und musikalischen Klang.
Und wenn er sich dann rumdrehte und mich anschaute, damit ich der Klasse die Frage beantworte, dann galt sein LĂ€cheln nur mir alleine. Ich saĂ nicht nur einmal da und lĂ€chelte schmachtend zurĂŒck und brachte keinen Ton heraus. Haach, wie herrlich war er, unser Lehrer, was fĂŒr ein toller Mann! Wenn er mich  doch nur einmal bemerken wĂŒrde.
Doch auch diese SchwĂ€rmerei ging relativ schnell vorbei und andere unerreichbare DenkmĂ€ler wurden angeschmachtet. Zum Beispiel kam ein neuer MitschĂŒler in die Klasse. Andre hieĂ er. Was fĂŒr ein toller Name! Blond, leicht gelockte, schulterlange Haare. Ein wenig schlaksig, von Statur und doch ganz schnell von anschmachtenden MĂ€dels umringt.
In den Pausen konnte er sich kaum retten und seines eigenen Weges gehen. Ihn schwĂ€rmte ich nur aus der Entfernung an, da ich das blöd fand, mich auf die gleiche Stufe mit den anderen MĂ€dchen zu stellen. Ich war weitaus vernĂŒnftiger. Andre wird schon irgendwann merken, dass nur ich die richtige bin und von seinem Denkmal runtersteigen, um mich zu fragen, ob ich mit ihm gehen will. Ganz sicher wird das bald sein.
Doch stattdessen kam Bruno. Er war ein, leicht dicklicher, jedoch selbstbewusster Knabe. Ein Junge, dessen Eltern ein gut situiertes Taxi- Unternehmen besaĂen.
Er hatte mehr Taschengeld als viele andere und hat sich oftmals auch die âFreundeâ erkauft. Er war ein Junge, von der Sorte, die nicht richtig wissen, wie man ein MĂ€dchen, das man toll findet, umgarnt und fĂŒr sich entfacht. Seine Bewunderung und SchwĂ€rmerei ergossen  sich dann eher in Haare ziehen, Kitzel Attacken und dummen SprĂŒchen. Bruno kam, nein eher noch, er schwamm auf mich zu. Wir hatten gerade Schwimm- Unterricht in der Schule. Also, er schwamm auf mich zu und verhakte sich, ebenso wie ich, mit seinen Armen am Beckenrand und fragte: âNa, wie gehtâs?â und ich: âNa, gut gehtâs.â Erst mal wieder Stille, eine blöde Stille, in der man sich einfach nur unwohl fĂŒhlt und darauf wartet, dass der andere etwas sagt.
Als ich schon kaum mehr damit rechnete, kam dann:â Du hör mal. Ich finde dich nett. Ich hab dich schon die ganze Zeit nett gefunden. Seitdem wir zusammen in einer Klasse sind. Wie findest du mich denn?â Ojeh, dachte ich da nur, möchte mich einfach nur wegbeamen, wie Mr. Spock von âRaumschiff Enterpriseâ und das ganz schnell! Ich bin bestimmt rot angelaufen und hoffte instĂ€ndig, er merkt es nicht. Eigentlich ist mir Bruno noch nie so recht aufgefallen, so als möglicher AnschwĂ€rmpunkt. Er war so gar nicht mein Traum- Typ mit seiner dunklen Meckie- Frisur, blauen Augen und dem, mit leichtem  Babyspeck behaftetem Körper. Und doch war es mir so peinlich, dass ich mich am liebsten verdrĂŒckt hĂ€tte.
Ich war schon damals, von Natur aus sehr vorsichtig mit meinen Aussagen und Worten. Ich wollte nie jemanden verletzen, wusste ich doch nur zu gut, was es heiĂt, zu verletzen, welches ja bei mir nicht nur verbal passiert  ist. Ich suchte nach Worten und fragte mich, wie erklĂ€re ich es ihm sanft und doch klar, dass ich mir nicht vorstellen könne, mich in ihn zu verlieben. Denn da er ja gestanden hat, er finde mich nett, empfindet er bestimmt auch Liebe fĂŒr mich. Ganz bestimmt tat er das.
âIch finde dich auch ganz nettâ drĂŒckte ich dann aus meinem Mund heraus und hoffte, er wĂ€re damit zufrieden und lĂ€sst mich in Ruhe. Er hĂŒstelte und suchte wohl nach passenden Worten: â Sag mal? Könntest du dir vielleicht vorstellen, so richtig vorstellen, dass- mhh, na ja, so dass wir miteinander vielleicht, sagen wir mal so: Dass wir miteinander, du mit mir und ich mit dir⊠Dass wir miteinander gehen könnten?â Nun war`s raus! Und ich suchte nun ganz verzweifelt nach einem Mauseloch. Doch im Schwimmbad, im Becken und im Wasser ein Wunschdenken, welches seinesgleichen sucht und niemals findet.
âIch weiĂ es nicht Brunoâ antwortete ich ihm nach gefĂŒhlten Ewigkeiten, nachdem ich mich vom anfĂ€nglichen Schock erholt hatte. âKannst du mir ein bisschen Zeit lassen mit der Antwort? So eine Woche oder so?â Ich hoffte dabei instĂ€ndig, dass seine Liebe  von selbst nach einer Woche verschwindet und ich ihn mit meinem Nein nicht verletzen brauchte. Er meinte:â Ja, sicher. Nimm dir die Zeit und denk mal darĂŒber nach. Jetzt bin ich froh, dass es raus ist und ich dich gefragt habe!â â Jaâ meinte ichâ ich bin auch froh, dass wir darĂŒber gesprochen haben.â
Die Woche verging und Bruno war so ĂŒberschwĂ€nglich und voller Freude, dass er mir seine Liebe gestanden hat. So sehr, dass er mir stĂ€ndig an den Haaren zog oder versuchte, mich zu Ă€rgern. Dass er damit alle Ăberlegungen, es vielleicht doch mal mit ihm zu versuchen, ĂŒber den Scheiterhaufen warf, war ihm gar nicht bewusst. Der Tag der Tage kam und ich hatte es mir gut zurecht gelegt, ihm zu sagen, dass wir nicht zusammen passen und wir vielleicht in ein paar Monaten daran denken können, es doch miteinander zu versuchen. Gesagt, getan und irgendwie war ich schon ein wenig sĂ€uerlich, weil Bruno es ziemlich gefasst aufgenommen hat und nicht in TrĂ€nen ausbrach. Ok, dachte ich, dann war es mit seiner Liebe doch nicht so weit her und ich habe richtig entschieden. Wie klug ich doch schon in so jungen Jahren bin, bemerkte ich in meinen Gedanken und klopfte mir mit meiner imaginĂ€ren Hand auf die Schulter.
Im Laufe der Jahre kamen dann noch weitere Jungs und weitere Liebeskummer- Attacken. Davon erzÀhle ich in weiteren Geschichten mehr, sonst komme ich hier bestimmt die nÀchsten Jahre nicht mehr vom Schreiben weg.
ErzĂ€hltechnisch mache ich jetzt einen riesigen Zeitsprung in jene Phase des Kennen- und Lieben- Lernens mit meinem heutigen Freund, Partner und Ehemann an meiner Seite. â€
Das Dingsda hatte mich vor mittlerweile ĂŒber 13 Jahren getroffen. Ich begegnete ihm und das erste, was mich so faszinierte, waren seine Augen, seine HĂ€nde, seine tiefe und warme Stimme. Seine Ausstrahlung war das, was mich in den Bann zog und mir war zunĂ€chst gar nicht bewusst, dass er es ist. Er derjenige, den ich Zeit meines Lebens gesucht habe. Er der Mann, den ich brauchte. Er, dem ich vertrauen konnte und er, den ich lieben konnte.
Wir kamen miteinander ins GesprĂ€ch und wenn er so von seinen Erlebnissen und Weltanschauungen erzĂ€hlte, hĂ€tte ich ihm und das ist bis heute so geblieben, stundenlang zuhören können. Ich fĂŒhlte mich wohl, wenn er da war. Mit einem gemeinsamen Freund fachte er sein, seit seiner Jugend recht vernachlĂ€ssigtes Musizieren wieder an und die beiden verbrachten viel Zeit in GĂŒnters Keller, welches sich mit der Zeit zum Musikstudio entwickelte. Der Freund wĂŒnschte sich schon von Kind an, Schlagzeug spielen zu lernen. Also wurde ein Schlagzeug gekauft und weiteres Musik und Studio- Equipment. Ich verbrachte viel Zeit dort und versuchte mich am Singen, welches ich bis heute beibehalten und mich um âHorizonteâ weiterentwickelt habe. Doch das ist auch wieder eine andere Geschichte.
Jedenfalls, als die beiden anfingen, miteinander Musik zu machen, hat mich eine Bekannte von GĂŒnter irgendwann darauf aufmerksam gemacht, dass GĂŒnter eine Frau an seiner Seite braucht und ich doch diejenige, die wunderbar zu ihm passen wĂŒrde. Nach einigen Ăberlegungen habe ich mich mit dem Gedanken ganz gut zurecht finden können und plötzlich auch meine Faszination an diesem Mann manifestieren können. Stimmt, ich empfand nicht nur freundschaftliche GefĂŒhle fĂŒr ihn. Von da an habe ich ganz bewusst darauf hingearbeitet, dass GĂŒnter merkt, dass ich die richtige fĂŒr ihn bin. Das war allerdings alles andere als einfach und meine Geduld wurde auf eine harte und lĂ€ngere Probe gestellt.
Da ich aber in meinem Leben schon viele âAmor-DenkmĂ€lerâ vom Sockel gestoĂen habe, eine nicht funktionierende Ehe hinter mir lag und ich zwei Kinder auf die Welt gebracht habe, hatte ich die Geduld und die Sturheit auf meinem Weg gepachtet und wartete mit sanftem VorwĂ€rtsdruck ab, wie sich alles entwickelt. GĂŒnter, da noch ganz davon ĂŒberzeugt, dass er in seinem Leben keine Frau mehr an seiner Seite haben will. Keine mehr braucht, da er schon einiges an schlechten Erfahrungen mit ihnen gemacht hat. Da hat mein GĂŒnter mich noch nicht gekannt und die âRechnungâ ohne mich gemacht.
Mein Erfolg gab mir Recht und er bewunderte meine stoische Geduld und hat sich erst auf mich und dann auf die Liebe eingelassen. Wir haben noch viele Steine in endlosen Diskussionen aus dem Weg rĂ€umen mĂŒssen, da ein jeder von uns nicht immer die gleiche Meinung vertrat. Und doch haben wir uns zusammen gerauft und aus dem Dingsda ist nun die Liebe geworden, die uns bis zum Regenbogen und noch weiter in die Ewigkeit begleiten wird.
WĂŒnsche euch heute noch einen wunderbaren, mit Liebe † erfĂŒllten Tag
Liebe GrĂŒĂe
Heike
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