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Verfasst von gedankenmusik | Filed under Ich erzähle dir von meiner Welt
31 Montag Aug 2020
30 Sonntag Aug 2020
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Hilfe geben, Hoffnung, Lebensglück, Lebenswerte, Mut, Vertrauen, Zuversicht
Der Tag liegt noch tief schlafend in dicken Federkissen während in meinem Kopf mal wieder Gedankenjogging herrscht.
Meine Muse, wieder allen voran, greift hier einen Gedankenfetzen aus der Schubladenwand, dort einen anderen und steckt sie sich ins wehende Haar um sie auf der Zielgeraden in den bereitstehenden Wäschekorb der einsamen Socken fallen zu lassen. Dort werden diese dann im Anschluss sortiert und fein säuberlich zu Geschichten aufgereiht auf, die vorher noch blütenweißen Blätter gelegt. Dort dümpeln die Geschichten dann so vor sich hin, bis dass sie gelesen werden.
Tja… so oder so ähnlich geht es wohl oft in mir zu und wird doch nie langweilig. Ganz im Gegenteil! Beim Schreiben meiner Erlebnisse ist es fast so, als erlebe ich die Begebenheiten noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive. Nämlich die Perspektive des Zuschauers. Ich kann mich gedanklich zurücklehnen, mich berieseln lassen und mein Fazit ziehen. Aus dieser Richtung schaffe ich es auch, zu erkennen, ob der Ablauf, die Entscheidungen und der Weg seine Erfüllung gefunden hat. Wenn das jedoch mal nicht gelingt, dann gelangt das Erlebnis mit einem Aufkleber in die Erfahrungskiste auf dem dann z.B. steht: „Keine Wiederholung nötig“ oder „beim nächsten Mal anders“.
Also auf ein Neues aus dem Wäschekorb des Lebens!
Diesmal aus der Zeit meiner Ausbildung und einer Idee, die kurz nach meinem Pflegepraktikum in einem stationären Wohnhaus entstanden ist. Die Eigennamen habe ich aus Datenschutzgründen geändert
Im Rahmen meines Pflegepraktikums während meiner Ausbildung bin ich nach der morgendlichen Pflege der Bewohner u.a. auch in der Fördergruppe des Wohnhauses eingesetzt worden.
Bernd sitzt aufgrund seiner Spastiken im Rollstuhl und hat des Öfteren epileptische Anfälle. Daher trägt er am Tag einen Sturzhelm, der ihn bei Stürzen während eines Anfalls schützen soll. Er ist um die 40 Jahre alt und trotz seiner starken Einschränkungen ein überaus humorvoller und sehr charmanter Mensch.
Ein Mensch, der sehr viel Zeit der Mitarbeiter einfordert, was durchaus verständlich ist. Andererseits fehlt für die Einzelbetreuung manches Mal die Zeit und Bernd ist oft enttäuscht darüber und schmollt oder stellt irgendetwas an, um die Aufmerksamkeit der Betreuer erhalten. Mal fährt er mit seinem Rollstuhl in Zimmer seiner MitbewohnerInnen und räumt deren Schränke aus oder er wirft gefüllte Tassen oder andere Gegenstände vom Tisch.
Bernd beschäftigt sich sehr gerne mit Holzpuzzles und Bauklotztürmen, welche er am liebsten mit lautem Getöse zum Einsturz bringt und dabei riesigen Spaß hat. Dies äußert sich in lautem Klatschen und Lachen. Er schaut auch gerne Bilderbücher und benennt die Motive, sowie Farben; hört gerne die Kurzgeschichten, die sich darin befinden. Bernd beschäftigt sich auch sehr gerne mit Dingen, die sich öffnen und schließen lassen. Hier hat es ihm besonders ein Ü- Ei angetan, er schließt es und bittet dann Betreuer, es wieder zu öffnen, wenn er es selbst nicht schafft. Zeitweise vereinnahmt er einen Betreuer für sich damit, mit dem geschlossenenen Ü-Ei zu bitten, es wieder zu öffnen. Wenn es dann aufgrund des Gruppengeschehens nicht möglich ist, der Bitte gleich nachzukommen, reagiert Bernd schon mal enttäuscht.
Die Mitarbeit im Förderbereich hat mir sehr viel Spaß gemacht und bin auch jetzt, nach meinem Praktikum sehr gerne zu Besuch in diesem Wohnhaus. Während der Zeit dort habe ich vieles beobachten können. Die Interessen, Freude und auch Abneigungen der Teilnehmer. Vor allem aber ihre Freude und Dankbarkeit darüber, wenn sich jemand mit ihnen beschäftigt und ihnen in angepassten, individuellen Interaktionen auf Augenhöhe begegnet.
Im Ambulant Betreuten Wohnen, dem Bereich, in dem ich tätig bin, habe ich u.a. auch die Aufgabe, an zwei Tagen in der Woche eine Tagesstrukturgruppe (kurz: TSG) zu begleiten. Die Gruppe besteht aus Menschen mit geistiger und/ oder psychischer Beeinträchtigung. Viele davon bereits im Rentenalter. An meinen Tagen wird kreatives Gestalten und der Alltag in seinen verschiedenen Facetten thematisiert und durchgeführt. Bei den Damen der Gruppe war es weitaus einfacher, ihnen Aufgaben zuzuteilen, die in ihrem Interessenbereich liegen (Kochen, Backen, Handarbeiten, Basteln)
Bei den Herren der Gruppe (meist im früheren Arbeitsbereich als Handwerker tätig) brauchte ich um Einiges mehr an Zeitaufwand, um ihre Interessen und vor allen Dingen Bereitschaft für Aufgaben zu erwecken.
Nach meiner Zeit im Pflegepraktikum gingen meine Überlegungen bzgl. Bernd aus dem Wohnhaus weiter. Die Idee, beides miteinander zu verbinden, kam mir ganz plötzlich bei der Recherche nach Kreativangeboten im Web, welches ich regelmäßig durchführe. Auf der einen Seite war Bernd, der sich für öffnende und schließende Dinge interessiert. Auf der anderen Seite befanden sich die Männer aus der TSG- Gruppe. Auf einer Internetseite fand sah ich ein Activity- Board (dieses Beispiel- Board kostete 274.00 Euro). Ein Activity Board (Beispiel eines Activity- Boards) kann man auch durchaus selbst herstellen und individuell gestalten.
Meine Idee nun:
Mit der gesamten Gruppe unter dem Planungsgremium der männlichen Mitglieder ein solches Activity Board selbst herstellen. Der nächste Schritt war die finanzielle Umsetzung. Ich habe meinen Vorgesetzten über meine Idee in Kenntnis gesetzt und die finanzielle Unterstützung und das Einverständnis für die Durchführung wurde mir zugesagt.
Nun stellte ich meine Idee der TSG- Gruppe vor, alle zeigten sich sehr motiviert und jeder möchte an der Umsetzung teilnehmen. Ideen wurden zusammengetragen.
Zu diesem Beitrag habe ich meinen Praxisordner ein wenig zur Hilfe gezogen. Während der Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin hatte ich zur Aufgabe in jedem Quartal einen Eigenanteil zu schreiben. Ein wenig gekürzt und abgeändert (excl. der eingesetzten Fachtheorien) habe ich den Text so übernommen. Den tieferen Sinn und meine Überlegungen dahinter möchte ich gerne in meinem heutigen Blogbeitrag erzählen…
Zum Einen 😉
habe ich während meines Praktikums Bernd kennengelernt und sein Faible für das Öffnen und Schließen des Ü-Ei`s, sowie der zeitintensive Betreuungswunsch, hat sich in meinem Kopf festgesetzt und mich zum Ideenspaziergang eingeladen.
Und nun komme ich zum Anderen 😉 :
In der TSG Gruppe, die ich begleite, befindet sich u.a. auch Wilhelm, um die 70 Jahre. Neben üblichen Altersbeschwerden hat er zusätzlich noch einen stark ausgeprägten Tremor (Störung des Nervensystems, die mit einem rhythmischen Zittern eines Körperteils verbunden ist, meistens der Hände). Dadurch bedingt muss ihm z.B. das Essen angereicht werden und viele Dinge im alltäglichen Lebens sind durch die Einschränkung nur noch mit Hilfe möglich.
Wilhelms psychische Konstitution hat sich in der letzten Zeit aufgrund von verschiedenen lebensmotivierenden Ideen und Maßnahmen ein wenig verbessert und ist derzeit stabil. Vorher jedoch hat sich Wilhelm oft hilflos gefühlt, zu nichts nütze und hat kaum noch Lebensmut besessen.
Als ich ihm meine Überlegungen bzgl. der Gestaltung eines Activity-Boards erzählte, fand er die Idee gut und er freute sich, dass ich ihn zum „Bauleiter“ des Activity- Boards ernannt habe, welches mit meiner Unterstützung umgesetzt werden sollte. Nun ging es ans Planen, entwerfen, kaufen des Materials. Derzeit sind wir in der „Bau- und Abschlussphase“. Im Anschluss werden wir, als TSG- Gruppe das Board als Präsent für die Fördergruppe im Wohnhaus überreichen, wodurch die Gruppenteilnehmer in ihrer Selbstwirksamkeit positiv bestärkt werden und ihr Selbstbewusstsein polieren können, bis dass es im Hochglanz erstrahlt.
Gleichzeitig wird es Wilhelm und allen anderen Teilnehmern der Gruppe klar, dass sie selbst noch zu großen Dingen fähig sind. Nämlich anderen helfen zu können. Dazu bedarf es oft nur, ein wenig über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und zu erkennen, dass jeder helfen kann und nicht nur die Hilfe anderer benötigt. Das stärkt die Seele und den Lebensmut.
In diesem Sinne wünsche ich euch einen wunderbaren Sonntag, mit allen Annehmlichkeiten, die der Tag vollbringen kann.
26 Mittwoch Aug 2020
Schlagwörter
Behinderung, Bundesteilhabegesetz, Inklusion, Lebensglück, Liebesbotschaften, Liebesbrief, Teilhabe, Teilhabebeeinträchtigung
Gerade ertappe ich meine Gedanken abermals dabei in dem Moment, als sie ihr Bündel schnüren, im Begriff sind durch die Türe und auf die Reise zu gehen .
„Hey, wo wollt ihr denn schon wieder hin? Ihr seid doch gerade erst wiedergekommen?
„Na, was glaubst du denn wohl? Wir wollen das tun, was wir immer tun!“
„Und was wäre das?“
„Wir gehen auf die Suche“
„Auf die Suche geht ihr… achso, naja, wenn ihr meint! Was sucht ihr denn jetzt schon wieder und wann kommt ihr wieder?“
„Warum bist du nur immer so neugierig was wir machen? Interessieren solltest du dich lieber dafür, warum du auf der Welt bist und was du hier zu suchen hast! Da du es nicht tust, müssen wir ja wohl diese Aufgabe übernehmen.“
Sprachen es und weg waren sie. Nun sitze ich da und bin genauso schlau wie zuvor.
Bevor ich mich aber nun zurücklehne und auf die Rückkehr der wuseligen Gedankenbande nutz- und sinnlos in Wartemodus verfalle, kommt mir gerade eine rührende Episode aus meinem Arbeitsalltag in den Sinn, die ich euch erzählen könnte.
Es begab sich bereits letzte Woche während der Betreuung. Aus Datenschutzgründen sind die Namen verändert. Der Rest hat sich so zugetragen wie folgt:
Ich begleite Paul bereits seit über fünf Jahren und in dieser Zeit hat sich ein gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut. Ich würde mal behaupten, wir sind ein gutes Team. Paul, um die 60 J., ist geistig beeinträchtigt und kann nicht lesen außer seinem Namen in Druckbuchstaben sowie Zahlen auch nicht schreiben. Sein Wunsch ist es, schreiben und lesen zu lernen. Wenn die Zeit neben den anderen Arbeiten noch reicht, legen wir auch immer mal wieder eine Übungsstunde mit dem passendem Lernmaterial ein.
Sein großes Hobby ist Fußball und er verfolgt alle Spiele, die im Fernsehen übertragen werden. Die Ergebnisse der Spiele notiert er in einer Tabelle. Die verschiedenen Vereine erkennt er an den Vereinswappen. Am Montag morgen, wenn wir gemeinsam den Lebensmitteleinkauf planen, erzählt er mir über die Spiele vom vergangenen Wochenende. Als absoluter Fußballleghasteniker bin ich dadurch immer bestens über die Ergebnisse informiert. Aber dazu mehr in einer anderen Geschichte.
Das, was ich erzählen möchte, hat eher mit einem zarten Gebilde und besonderem Kleinod der Menschen zu tun, dass sich da Liebe nennt.
Paul ist schon seit vielen Jahren mit Linda zusammen. Sie haben sich im stationären Wohnbereich kennengelernt. Paul wohnt nun schon länger im ambulant betreuten Wohnbereich, sprich in seiner eigenen Wohnung, in der er von uns betreut wird. Linda aufgrund ihres Betreuungsbedarfs, u.a. Epilepsie im stationären Wohnhaus. Paul besucht sie dort fast jedes Wochenende, bringt ihr einmal im Monat die Fernsehzeitschrift mit und schon mal Süßigkeiten, wenn ihr danach ist.
Vor etwa zwei Jahren erzählte mir Paul von einem der Besuche bei Linda und wollte meine Meinung hören. „Die Linda möchte, dass wir uns verloben.“ Ich fragte daraufhin: „Und wie fühlst du dich damit? Ist das für dich in Ordnung und sind deine Gefühle so groß, dass du das auch möchtest?“ „Wir sind ja schon ganz lange zusammen. Das mit dem verloben kann man machen.“ „Wie ist das Paul… hast du denn auch vor die Linda mal irgendwann zu heiraten? Früher war das so, dass, wenn man sich verlobt hat, wie ein Heiratsversprechen. Würdest du denn die Linda auch gerne irgendwann einmal heiraten wollen?“ „Das weiß ich nicht, vielleicht ja. Ich glaub, die Linda wünscht sich das auch. Ich hab da nix dagegen.“ „Was hältst du denn davon, wenn du der Linda mal einen schönen Brief schreibst und darin deine Gefühle zu ihr beschreibst? Ich helfe dir dabei, du sagst mir, was ich schreiben soll, ich schreibe es vor und du schreibst es dann mit der Vorlage ab. Wenn du dann noch dazu eine Rose kaufst und sie ihr überreichst, dann hast du eine glückliche Verlobte! Frauen mögen das, wenn ihr Partner sich so liebevoll um sie bemüht kann ich dir aus eigener Erfahrung erzählen.“ „Das ist eine gute Idee“, erwiderte Paul. Gesagt, getan! Linda hat sich übermäßig gefreut.
In der vergangenen Woche, bei einer Schreib- und Leseübung sprach ich Paul darauf an, ob er nicht nochmal einen Brief an Linda schreiben möchte. Er war sogleich damit einverstanden und wir setzten uns daran. Den Brief hat er abermals mit einer Rose bei seinem Wochenendbesuch überreicht, die Freude bei Linda riesengroß und Paul war stolz wie „Oskar“. Den geschriebenen Brief seht ihr oben als Beitragsbild, ich durfte ihn mit Pauls Einverständnis ablichten.
Nun noch das Fazit, welches dieser Erzählung zugrunde liegt:
Mit solch kleinen Gesten, kleinen Hilfestellungen kann man große Freude verbreiten und Menschen, egal mit welchen Beeinträchtigungen glücklich machen. Das stärkt die Teilhabe an der Gesellschaft und sie fühlen sich als Teil des Ganzen und nicht nur geduldet. Mit der passenden Unterstützung leben die Menschen mit Beeinträchtigung ein Leben wie jeder Bürger unseres Staates. Das Bundesteilhabegesetz schreibt zwar die Inklusion vor und hat ganz tolle Ansätze, doch die tatsächliche Durchführung und Umsetzung der Vorgaben steckt noch tief in den Kinderschuhen. Es wird bedauerlicher Weise und manchen Hindernissen geschuldet, noch lange Zeit auf die tatsächliche und umfassende Umsetzung dauern, bis dass es spürbare Ergebnisse in Sachen Teilhaberecht gibt.
Unterstützen können wir alle den Vorgang der Teilhabe, wenn wir über den Tellerrand hinausschauen und darauf achten, niemanden wegen seiner Beeinträchtigung, seiner Herkunft, Haut und Haarfarbe, seiner Religion aus der Gesellschaft auszuschließen oder zu verurteilen.
Es gibt noch viel zu tun! Gemeinsam stärken wir die Gemeinsamkeit unserer Gesellschaft!
Die Freude in meiner erzählten Erzählung um Linda und Paul ist so groß, dass auch ich in diesem Fall daran teilhaben kann. Schon alleine durch das Gefühl, dem kleinen Amor das Füllhorn der Pfeile angereicht zu haben, damit er seine Arbeit erledigen kann.
Nicht jedem Menschen begegnet das Glück. Manche sind ihr Leben lang vergeblich auf der Suche nach dem Sinn und der Liebe des Lebens. Paul und Linda haben das Ihre bereits gefunden und das erfreut mich und auch mein Herz sehr für die beiden.
Ich bin noch gerade dabei, mich mit dem Lächeln meiner Mundwinkeln und dem erwachenden Morgen zu beschäftigen als mich ein freudiges, quirliges „Halloho, hallöchen… wir sind wieder da!“ meiner Gedanken empfängt. Na, dann lasse ich sie doch gleich mal an meiner Geschichte teilhaben und lesen, die sich während ihrer Abwesenheit unter meiner Federführung in Worten auf dem Papier niedergelassen haben.
Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Start in den Tag!
21 Freitag Aug 2020
Schlagwörter
Achtsamkeit, Glück, Hoffnung, Leben, Lebenswerte, Mut, positive Gedanken, Resilienz
Psst..pssSsst… halloho, hört ihr mich?
Leise, sonst hört uns noch jemand! Nicht irgend jemand, sondern jemand , der es nicht hören soll, nicht hören darf. Wenn der jemand uns hört, ist es aus, ist es vorbei und alles umsonst. Ganz leise, denn meine Hoffnung hat ganz feine Hörantennen. Und wenn sie mitbekommt, dass ich euch aus ihrem Nähkästchen erzähle, mag ich mir die Folgen gar nicht ausmalen.
Also pssst… hört zu:
Meine Hoffnung ist genauso alt wie ich, sogar noch ein wenig jünger. Das Bewusstwerden, dass ich so etwas wie Hoffnung besitze, kam erst später in meinen jungen Kleinkindjahren. Vorher hieß die Hoffnung Selbstverständlichkeit. Diese Selbstverständlichkeit war einfach unerschütterlich und voller Selbstbewusstsein, verschwendete nie einen Gedanken daran, dass mal etwas nicht funktionieren könnte. Die Welt hat sich einfach zu fügen und sich dem zu ergeben, was die Selbstverständlichkeit für sich gebührt.
Irgendwann, ebenfalls in jungen Kinderjahren kam dann jemand, der jagte die Selbstverständlichkeit in das Pfefferland und zurück blieb die Hoffnung, die mich seit jenen Tagen über Stock und Stein auf meinen Lebenswegen begleitet.
Allerdings ist die Hoffnung recht empfindlich und möchte regelmäßig getätschelt und gefüttert werden, damit sie gut genährt durch den Tag kommt. Das richtige Maß ist hierbei wichtig und besondere Gefahren haben besondere Aufmerksamkeit verdient. Auf meiner virtuellen Badezimmertüre prangt ein Schild, auf dem „Zutritt verboten“ steht. Für meine Hoffnung ist die Tür stets verschlossen, denn sie hat Badeverbot. Solange ich die Gefahren stets im Blick habe und meine Hoffnung nicht alleine baden lasse, ist alles gut und perfekt.
Da ich sehr aufmerksam bin, wird meine Hoffnung mich noch überleben. Dessen bin ich mir ganz ordentlich sicher.
Um der Hoffnung den Gang auf dem roten Teppich im Blitzlichtgewitter der Erfüllung ermöglichen zu können, ist es zunächst einmal wichtig die richtige Einstellung zum Leben zu erlangen. Da reicht es nicht so einfach aus, die Fenster zu öffnen und sie alleine auf die Reise zu schicken in der Hoffnung, sie kommt mit einem Riesensack, prall gefüllt mit guten Dingen zurück.
Es gehört eine gehörige Portion Mut und Selbstvertrauen dazu, das Leben zu leben und in seiner Vielfalt willkommen zu heißen. Der Mut und das Selbstvertrauen sind in der Verbündung mit der Hoffnung wie die drei Musketiere, die symbolisch für Stärke stehen. Ein Fels in der Brandung, der Albtraum eines jeden Orkans.
Wenn wir das Licht des Lebens erblicken, sind wir von der Größe eines Felsens noch Lichtjahre entfernt. Ein kleiner Kieselstein, der beim ersten Windhauch im feinen Sand verweht und eingebuddelt werden könnte.
Wir wachsen bestenfalls mit der benötigten Sorgfalt unserer Welt um uns herum auf und entfalten uns. Hier baut sich mit der Zeit ein Schutzpanzer der Relilienz auf und ist bereit für das Abenteuer des Lebens.
Leider ist es nicht jedem vergönnt, einen solchen Schutzpanzer sein Eigen nennen zu dürfen. Der Start ins Leben ist nicht immer einfach und ganz vielen Menschen wird es durch die verschiedensten Lebensumstände erschwert, einen guten Nährboden zur Entwicklung der Resilienz aufbauen zu können.
Ich selbst habe durch meine überaus positive Grundeinstellung zum Leben soviel Hoffnung und Lebensmut, dass ich ohne Weiteres davon verschenken kann, ohne mich selbst aus dem Blick zu verlieren. Und was soll ich euch sagen? Es macht Spaß, zu sehen und mitzuerleben, wenn unser Gegenüber einen Nutzen davon hat.
Selbst mit einer winzigen Geste, einem Lächeln, ein wohlwollender Blick, eine kleine Unterhaltung mit der alleinstehenden Nachbarin von nebenan, können wir dazu beitragen, anderen Menschen den Tag positiv zu bereichern. Ich, als bekennender Messie der Glückselixiere, hinterfrage nicht, sondern wundere mich nur noch, dass mein Krafttank sich immer wieder von selbst auffüllt.
Wenn du das nächste Mal das Haus verlässt, wirf doch noch einen letzten Blick in den Spiegel neben der Türe, setz dir dein schönstes Lächeln auf, steck dir die Achtsamkeit als Wegzehrung ein und vergess bloß nicht die Bohnen für das Sammeln der eigenen Glücksmomente (ich erzählte bereits in vergangenen Geschichten davon *lächel*). Achte aber bitte darauf, das die Badezimmertür fest verschlossen ist. Besser noch, du nimmst die Hoffnung auch gleich an die Hand und lässt sie nicht mehr los, damit sie die Wanne nicht unter Wasser setzt.
Euch allen nun da draußen und mir selbst wünsche ich wunderbaren Start in den sonnigen Morgen und freue mich auf den Tag!
Verfasst von gedankenmusik | Filed under Ich erzähle dir von meiner Welt
19 Mittwoch Aug 2020
Und wieder ist es Nacht. Eine Nacht, in der meine Gedanken nicht zur Ruhe kommen. In der Nacht ist das Leben größer. Es ist nicht mehr an die Hetze und die Arbeitsmaschinerie gebunden, die einen Tag nicht ruhen lässt. Die Gedanken werden groß, jedoch auch die Lebenssorgen und Ängste werden einem jetzt so richtig bewusst.
Ganz leise sitze ich, sehe zu, wie die Hände über die Tastatur des Laptops fliegen und die Buchstaben wie aus dem Nichts aus dem Labyrinth meiner Gedanken erscheinen und sich auf dem virtuellen Papier niederlassen und dort für die Ewigkeit verweilen möchten.
Wieder einmal merke ich, wie so oft in der letzten Zeit, dass ich viel zu wenig Gedanken niedergeschrieben habe. Wieder einmal bin ich so angefüllt davon, dass mein Kopf nicht zur Ruhe kommt und meinen Körper nicht schlafen lässt.
Und erneut muss ich mich vom Ballast befreien, damit das Gleichgewicht meiner Mitte seinen Ruhepol wiederfinden und schlafen kann.
Voller Energie schaffe ich die zeitintensive und gleichzeitig motivierende, starkmachende Arbeit. Das positive Feedback ist Balsam für die Seele. Die Arbeit mit den Menschen macht mir Spaß. Kaum etwas Anderes gibt dir so viel zurück, wie ein Mensch mit einem Lächeln im Gesicht, nachdem man ihm helfen konnte, seinen Alltag ein wenig zu stützen. Selbst kleine Gesten und Hilfestellungen haben eine große Wirkung und richtig eingesetzt, füllt sich auch der eigene Krafttank wie von selbst und immer wieder aufs Neue.
Es ist immer wieder eine große Freude, helfen zu können. Dafür braucht es ganz oft nur ganz wenig. Doch das Wenige, was man selbst beitragen kann, wird zu einem großen Schritt für den Menschen, dem wir helfen. Ein offenes Ohr, kreative Auseinandersetzung mit der individuellen Problemstellung, fachliche Informationssammlung. Eine Prise Motivation, eine Portion mutmachende Worte, eine Handvoll Wertschätzung gepaart mit Authenzität und einer Wanne voller Empathie können wir im Erfolgsfall ein Rezept für die Ewigkeit eines Menschenleben mitgestalten und kreieren. Dabei wirken wir nur als Beikoch, Würzer, Salateuse oder Sahneverzierer. Der Sternekoch ist und bleibt der nutznießende Mensch. Ihm gebührt der Michelinstern des Lebensweges. Die wärmenden Sonnenenergiestrahlen streifen dann auch die unsere Wange und lassen uns lächeln. Dass wir dabei nur die Statistenrolle übernehmen, ist nur gut und richtig. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied! So ist es immer schon gewesen und so soll es auch bleiben!
Dabei fällt mir gerade so ,im gedanklichen Vorbeigehen, eine Aussage meines Sohnes ein, der sein Leben mit Handicap meistert. Es ging im Gespräch darum, dass er die Prinzessin, die er seine Freundin nennen möchte, noch nicht finden konnte, so sehr er sich auch in seiner grenzenlosen Gutmütigkeit danach sehnt. Bei diesem Gespräch erzählte ich ihm von diesem Spruch und er erwiderte darauf, dass er mit dem Thema bisher noch nicht allzuviel zu tun hatte. Dazu muss ich noch erwähnen, dass es meinem Sohn aufgrund seiner kognitiven Beeinträchtigung schwerfällt, zwischen den Zeilen lesen zu können. Die Sinnhaftigkeit der versteckten Aussagen dahinter bleiben ihm oft verborgen. Deshalb ist es so manches Mal überaus charmant und lustig, seinen Interpretationen über das Gesagte zu folgen. Dabei lacht er selbst am meisten darüber, wenn man ihn über die wahren Hintergründe der Aussage in einer, für ihn verständlichen Art aufklärt.
Doch nun wieder zum eigentlichen „Kochrezept“ und der Statistenrolle zurück!
Im Rahmen meiner Tätigkeit in der Heilerziehungspflege begleite ich Menschen, die aufgrund von psychischen, geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung Unterstützung benötigen. Die Wohnformen sind dabei ganz unterschiedlich und werden möglichst auf die Bedürfnisse der jeweiligen Menschen angepasst. Es gibt stationäre, teilstationäre Wohneinrichtungen, sowie das ambulant betreute Wohnen. Ich selbst arbeite in einer ambulant betreuten Wohnform. Die Menschen wohnen in ihrer eigenen Wohnung und werden von uns betreut und im alltäglichen Leben dort pädagogisch unterstützt und angeleitet, in der sie Hilfe benötigen.
Mir ist durchaus bewusst, dass wir mit unserer Rolle als möglicher Weichensteller auf dem Lebensweg unserer Betreuten eine riesige Verantwortung übernehmen. Die Seele eines jeden Menschen ist ein empfindsames Pflänzchen, welches schon bei der geringsten Erschütterung entwurzelt werden kann. Seelen haben nun mal keine Hornhaut, die Widerstände trotzig abwehrt und im Wind kerzengerade stehenbleibt. Umso schöner ist es und zufriedener macht es mich, wenn ich als kleines Zahnrad eine winzigkleine Bewegung für das große Leben in Gang bringen konnte.
Beispielsweise gestalte ich mit einigen Schützlingen ein „Ich- Buch“, in dem sie ihre Geschichte und ihre bisherigen Erfolge im Abenteuer des Lebens in der Zusammenfassung jedem zeigen können und vor allen Dingen sich selbst bewusst werden, welche Hürden bereits gemeistert werden konnten. Das macht Mut und gibt Motivation um aus den weiteren Steinen auf dem Lebensweg etwas Schönes zu bauen. Dem Abenteuer Leben mit einem Lächeln begegnen und sicher zu sein: „Ich schaff das schon!“
Ein solches „Ich- Buch“ kann ganz unterschiedlich und individuell gestaltet werden. Darin beschreibt der Mensch innerhalb der Biografiearbeit zunächst sich selbst, sein eigenes Umfeld mit Familie und Freunden, seine Hobbys und Interessen. Das Ganze wird dann mit Fotos, vielleicht auch eigene Zeichnungen abgerundet. Dieses „Buch“ kann z.B. auch die eigentlichen IHP`s (individueller Hilfeplan als Grundlage zum Antrag für Fachleistungsstunden beim LVR) unterstützen.
Sehr viel Aufmerksamkeit wird dabei den Zielen und Wünschen gewidmet. Das ist für uns als Helfer ein wichtiger Aspekt, denn daraus bildet sich der Unterstützungsbedarf des Einzelnen und wird in den Fokus unserer Arbeit gesetzt. Ein möglichst, je nach kognitiven Fähigkeiten, selbstbestimmtes Leben führen zu können und Resilienz aufbauen, damit man auch dem Sturm die Stirn bieten kann. Selbstwirksamkeit erfahren und Selbstbewusstsein aufbauen. Ein jeder Mensch wird dabei individuell begleitet, unterstützt oder angeleitet und bestenfalls machen wir uns als Helferpool irgendwann entbehrlich. Unser Ziel ist es, dass wir das an Hilfe geben, was möglich und vor allen Dingen gewünscht ist und dabei nur soviel wie nötig.
Gerade im Moment muss ich nun lächeln und denke an die Werbung im Fernsehen, in der es, glaube ich, um eine Versicherung geht: „Mein Haus, mein Boot, mein…. Es muss nicht immer das ganz Große Ziel sein, welches man im Leben erreichen möchte. Ich für meinen Teil würde sagen, wenn ich im Jargon der Werbung bleibe: „ mein erfülltes Leben, meine tolle Familie, meine Freunde und mein Wunschberuf“. Dabei ist es nicht so, dass ich nicht noch weitere Wünsche und Ziele im Leben habe. Wenn dem nicht so wäre, könnte ich nun die Reise in die Stille nach dem Leben beginnen. So blicke ich nur mal auf einen Moment über die Schulter schauend zurück, was bereits geschafft ist und sehe dabei eine Straße, die mit bunten Steinen gepflastert ist. Ein Stein schöner als der andere und freue mich darüber. Danach blicke ich wieder nach vorne und lächle der Gegenwart entgegen.
Die Nacht ist mittlerweile dem Morgen gewichen, die vorher noch ruhelosen Gedanken blicken nun federleicht und wohlwollend auf das Geschriebene. Mein heutiges Abenteuer Leben kann beginnen. Es gibt viel zu tun, packen wirs an!
Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Tag mit Sonne im Herzen und um euch herum!
01 Samstag Aug 2020
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Du bist etwas ganz Besonderes.
Das warst du schon dein ganzes Leben lang.
Fühlst du dich anders, weil du anders bist?
Bist du anders, weil die anderen so anders sind?
Was ist so anders daran?
Schlägt dein Herz anders als bei den anderen?
Siehst du mit deinen Augen andere Dinge als die anderen?
Kennst du die Antwort darauf?
Anders als der Wind, der hierauf auch keine Antwort hat, kann ich dir alle diese Fragen beantworten.
Du bist anders, weil du anders als alle anderen etwas ganz Besonderes für mich bist.
Das ist anders als bei allen anderen.
Aber das warst du schon dein ganzes Leben lang.
Bleib bitte weiter so unfassbar besonders für mich.
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