Schlagwörter
Beeinträchtigung, Behinderung, Gesellschaft, Gleichheit, Hexenschuss, Miteinander, Partizipation, Respekt, Teilhabe, Teilhabebeeinträchtigung

Bild von andreas160578 auf Pixabay
Es entbehrt sich meiner nicht vorhandenen Logik an der Logik, zu verstehen, warum sich die Hexen ihrer Zielsicherheit so im Klaren sind, dass jeder Treffer die volle Punktzahl erreicht und ins Schwarze trifft. Voller Wucht und ohne Rücksicht auf die Getroffenen. Da hilft es nichts zu jammern, da hilft es nichts zu zetern. Du versuchst, zu sitzen, liegen, stehen. Gefühlt ist da nichts mehr ohne großes Au und weh möglich. Wenn du dann nach gefühlten Ewigkeiten eine einigermaßen erträgliche Position erreicht hast, fragst du dich schon jetzt nach den Möglichkeiten der nächsten Aufsteh- und Bewegungsnotwendigkeit.
Es ist schon eine Qual, die Qual mit dem Schuss der Hexe. Dein Geist ist wach, der Kopf sagt ja, doch der Nerv, er streikt so lautstark, dass einem Angst und Bange wird und man mucksmäuschenstill in Erstarrung verfällt. Doch, was soll ich klagen? Es wird schon wieder alles gut werden, heute, morgen oder irgendwann! Da heißt es nicht aufgeben, Zähne zusammenbeißen, abwarten, Tee trinken und Medis runden das Erträglichkeitsempfinden ab.
Seit einigen Tagen plagt mich schon die böse Hexe mit ihrem spitzen Giftpfeil, mal mehr mal weniger schlimm. Und doch kann ich trotz dessen glücklich sein, da ich weiß, dass sie irgendwann auch wieder verschwindet, mich in Ruhe lässt und ihres Weges zieht.
Doch was machen die Menschen, deren körperliche Beeinträchtigung nicht so einfach wegzuwischen ist und die Hoffnung eher zwischen unmöglich bis sehr geringe Chancen aufweist, diese eines Tages in das Pfefferland zu senden? Da heißt es dann, damit leben zu müssen und das Beste daraus zu machen.
Da gibt es die unterschiedlichsten Formen von Beeinträchtigungen. Von kaum spürbar bis zu schweren Auswirkungen ist alles dabei. Hier gehe ich jetzt zunächst nur auf die allgemeinen körperlichen Ausprägungen ein. Die psychischen Erkrankungen sind nochmal ein weiteres großes Thema, welches den Rahmen für diesen Beitrag eindeutig sprengen würde. Oft gibt es allerdings auch Mischformen, die beide Formen beinhaltet. Der Körper ist nicht voll funktionstüchtig und die Seele leidet ebenfalls darunter. Dabei kommt es häufig vor, dass die Gesellschaft an der leidenden Seele nicht ganz unschuldig ist. Manch einer schaut ganz unverhohlen auf den Menschen mit Beeinträchtigung, blickt auf ihn, als wäre er ein Sonderling der Gesellschaft, was anzustarren normal ist. In früheren Zeiten, zu Zeiten der mittelalterlichen Jahrmärkte wurden Menschen mit beeinträchtigten Gliedmaßen zur Schau gestellt und trugen zum Spott und zur Belustigung des Volkes bei.
Dies ist so schändlich und ich fühle mich für meinen Teil bei diesen Gedanken so fremdbeschämt, da ich doch genauso ein Teil der Gesellschaft bin.
Im damaligen Nationalsozialismus wurde die Euthanasie (systematische Tötung psychisch kranker und behinderter Menschen, ab 1933- 1945),als normaler Vorgang legitimiert und massenhaft durchgeführt. Hier den gesamten Werdegang der Geschichte über den Umgang der Menschen mit Beeinträchtigung in den Einzelheiten darzustellen, wäre ein zeitliches großes Unterfangen, welches einfach zu lange dauern würde. Wer die einzelnen Stationen der Geschichte um die Behandlung der beeinträchtigten Menschen nachlesen möchte, findet Unmengen Seiten im großen Worldwideweb Mit der Anmerkung möchte ich nur noch einmal verdeutlichen, wie wichtig es ist, die Augen zu öffnen und mit Respekt und die Wertschätzung einem jeden Wesen zu begegnen.
Bis in die 80er Jahre waren z.B. Zwangssterilisationen kein Märchen aus längst vergangenen Zeiten. Die Partizipation steckte da noch tief in den Kinderschuhen.
Seit 1994 ist im Grundgesetz festgelegt (Art. 3), dass niemand mehr wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Gesetzlich bedeutet das die Gleichstellung von Menschen mit und ohne Behinderung. In der Praxis es wohl noch sehr lange dauern dies zu verwirklichen. Doch der Anfang ist gemacht und das gibt ein klein wenig Hoffnung.
Wenn wir nur alle daran arbeiten und die Schranken in unserem Gehirn öffnen, besteht die Hoffnung, dass wir Herz und Verstand einsetzen, wenn es darum geht, den Menschen zu akzeptieren, der da mit uns lebt.
Der da die gleiche Luft atmet; der da die gleichen Träume hat; der da die gleichen Gefühle fühlt; der da die gleichen Rechte hat und eigentlich der da, der bereits mehr Hürden im Leben meistern musste als wir uns alle jemals zu träumen wagen. Es gibt viel zu tun im Miteinander! Worauf warten wir noch?
Nun, da ich fertig habe *lächel* werde ich meine kleine Hexe mit schmerzstillenden Tabletten bekämpfen und hoffen, dass sie ganz schnell wieder ins Nirwana entschwindet.
Euch allen da draußen wünsche ich einen wunderbaren Sonntag mit vielen Wohlfühlmomenten und Wärme im Herzen.