22.12.24 Manchmal braucht es bunte Farben…

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Manchmal kann ich gefühlt stundenlang, einfach so, kleine und größere Löcher in die Luft starren, einen Punkt auf der Wand fixieren oder auch nur ins Leere schauen. Dabei wandern meine Gedanken durch Raum und Zeit, mein Körper bleibt regungslos auf der Stelle sitzen. Dann vergesse ich Zeit und Raum, bin nur bei mir selbst und meinen Erinnerungen.

Manchmal erinnere ich mich dunkel an frühe Erlebnisse, die sich nur schemenhaft zeigen. Manche dieser Erlebnisse sind bunt, voller Wärme und Licht und manche dieser Träumereien sind dunkel, wie dichter Nebelschleier, der sich über die Novemberfelder legt. Kaum durchdringbar und man kann nur erahnen, was sich dahinter verborgen hält.

Manchmal wünschte ich, ich wäre nicht ich und manchmal finde ich mein Leben jedoch wiederum lebens- und fast liebenswert mit allen virtuellen Pflastern und blauen Flecken, die es auf den Schultern trägt. Diese Blessuren machen mich einfach aus. Welch Mensch wäre ich ohne all dies? Ein Mensch ohne Profil, wie abgefahrene Autoreifen, die beim geringsten Fahrmanöver ins Schleudern geraten.

Manchmal öffne ich das Buch, welches meinen Erinnerungen ein Zuhause gibt und blättere darin. Die vernebelten Seiten betrachte ich mit der gleichen Anmut wie die bunten. Streiche sanft über die Seiten und denke über mein bisheriges Leben nach. Denke daran, mit welcher Freude ich heute durch viele Straßen meines Lebens gehen kann. Welche Wärme sich in mir ausbreitet, wenn ich mit meinen Herzensmenschen Zeit verbringe. Da ist soviel Wärme in mir, dass ich gerne und immer wieder davon abgeben kann. Wenn diese Wärme die richtigen Menschen trifft, kommt viel dieser Wärme zu mir zurück und füllt meinen Krafttank immer wieder aufs Neue.

Manchmal denke ich, das das Schicksal mir diese ganzen Prüfungen und Aufgaben ganz bewusst in mein Lebensbuch auf den Leib geschrieben hat, weil es denkt, dass genau ich die Kraft habe, die Seiten mit Buntstiften in allen Farben auszumalen.

Manchmal schaffe ich es nicht, da meine Kraft und Zuversicht alleine nicht ausreicht oder mir die notwendige Farbe fehlt, die das Ganze wieder rosig macht. In solchen Momenten muss meine Hoffnung und der Glaube an das Gute ausreichen, während ich abwarte, dass sich ein kleiner Windhauch über die Seiten bewegt, bis sie sich von alleine umblättern.

Manchmal bin ich sicher, dass mein Glaube und die Zuversicht, die Hoffnung und das Wissen, dass nicht alles nur bunt oder grau sein kann, mein Leben ist. Ein Leben, dass ich meistens mag. In Krisenzeiten muss ich nur die passende Farbe finden, um es liebenswert zu machen.

Manchmal und immer öfter schließe ich auch mein Erinnerungsbuch, binde eine Schleife darum und stelle es vorsichtig in den Bücherschrank, um mich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Denn nur mit dem Erleben im Hier und jetzt kann ich wieder neue Geschichten schreiben, die in meinem Buch ihren Platz finden.

Manchmal bin ich mit meinem Leben zufrieden wie es ist. Alles, was nicht passt, wird, wenn möglich, einfach bunt angemalt. Und manchmal braucht es dazu noch ein wenig mehr… Vertrauen, Liebe, Hoffnung und Glaube.

Euch allen einen wunderbaren 4. Adventssonntag!

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