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Kinderseelen weinen heimlich

Nun schreibe ich ja schon eine kleine, kurze Weile so meine Erzählungen nieder. Alle aus meinem Leben mit realen Hintergründen und ich wusste es….. Ich wusste, dass ich irgendwann, wenn ich weiter schreibe, irgendwann auch zu diesem Punkt kommen würde. Zu diesem Punkt, an dem ich nun stehe und überlege, was nun? Wie mache ich weiter?…….Mache ich weiter?…….Führe ich es weiter fort?……… Denn, ich habe ja noch so viel zu erzählen. Es ist nicht so, dass ich es nicht erzählen kann oder möchte.

Heike

Das, was mir momentan nur etwas zu schaffen oder mich nachdenklich macht, ist eher das, wie ich es euch erzähle. Oberflächliche Erzählungen bedürfen keiner Niederschrift, würden aber nicht so schockierend sein. Ein wenig in die Tiefe gehenden Erzählungen würden nicht das ganze folgenschwere Ausmaß darstellen, welches den Bedarf dieses Thema abdeckt.

Diese Geschichte, die ebenso zu meinem Leben gehört, soll nicht einfach nur des Erzählens Willen erzählt werden. Mein Wunsch ist es, ebenso eine Botschaft mitzusenden, dass wir alle unsere Augen öffnen und nicht einfach nur zu schauen, wenn etwas um uns herum passiert. Die Augen im richtigen Augenblick zu öffnen, um im richtigen Augenblick das richtige zu tun und einem Wesen zu helfen, welches sich nicht selber helfen kann.
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Hallo du da,
hörst du mich?

Ich möchte dir etwas erzählen………

und nein, ich möchte nicht während meiner Erzählung auf deinem Schoß sitzen. Lass mich hier auf meinem kleinen Holzstuhl sitzen, so fühl ich mich wohler und auch freier.

Weißt du? Ich bin gerade mal 4 Jahre alt und fange gerade an, mein Leben zu leben. Ich möchte so viel entdecken, hätte so viele Fragen. Wer die Regenbogen so schön an den Himmel malen kann nach einem Regenguss und warum die Sonne jeden Tag vom Himmel fällt und wer sie morgens wieder genau dort wieder aufhängt. Ach ich hätte so viele Fragen an Mami und auch dich.

Wenn ich nur nicht so vieles andere im Kopf hätte, was mir Sorgen bereitet, womit ich nicht wirklich klar komme und was ich noch weniger verstehe. Ist das alles normal, was da passiert? Du gehst so normal damit um, als würde es Gang und Gebe sein, alles ganz normal im Leben eines 4 jährigen Kindes. Aber warum dann, warum fühlt es sich so schlecht an? Warum tut es mir weh? Warum tust du mir weh?

Warum bist du so anders, wenn Mami auch zu Hause ist? Wenn Mami da ist, geht es mir gut, denn da hab ich schon eher das Gefühl, dass du ein Papa bist, der ein netter Papa ist…………wenn gleich ich auch zusammen zucken möchte, wenn du mich an die Hand nimmst, um mich über die Straße zu führen. Aber ich darf nicht zusammen zucken, denn sonst würde Mami wieder komisch schauen und Fragen stellen, die sie nicht stellen darf.

Weil ich ihr ja sonst antworten muss und ich mag Mami nicht anlügen. Denn du Papi hast ja gesagt, dass, wenn ich Mami erzähle, dass du mich dort anfasst, wo es mir unangenehm ist und wo es mir weh tut……………. dass dann die Mami ganz traurig ist und sie ganz böse auf mich ist und mich dann ins Heim steckt, weil ich ein Geheimnis verraten habe. Und ich möchte nicht, dass Mami traurig ist und noch weniger möchte ich in ein Heim, wo ganz viele Kinder sind, die die Eltern nicht mehr haben wollen, weil sie halt böse waren oder Geheimnisse verraten haben.

Ich fühle mich oft ganz alleine mit meinen bösen Träumen, die ich niemandem erzählen kann, denn ich bin ja selbst schuld daran. Weil ich ja noch klein bin, da macht man vieles falsch und dafür wird man dann auch bestraft. Mache ich denn wirklich so viel falsch Papa?

Du bist öfters wütend auf mich, wenn ich mal wieder mein Bett in der Nacht nass gemacht habe. Dann schaust du mich böse an und ziehst ganz langsam deinen Ledergürtel aus der Hose und verhaust mich damit, bis dass ich nur noch wimmern kann, dass du bitte, bitte aufhören sollst und ich das nie wieder tun würde.

Danach bist du auch nicht mehr böse auf mich und erklärst mir, dass ich es ja auch selber schuld bin und ich es nicht anders verdient habe. Wenn deine Wut auf mich nachgelassen hat und du mich genug beschimpft hast, dann streichst du mit deinen Händen über meine schmerzenden Stellen und ich bekomme wieder Angst, dass deine Hand dorthin geht, wo ich sie nicht haben möchte und muss meine Tränen unterdrücken, damit du nicht wieder anfängst, mich zu schlagen.

In diesen Momenten wünsche ich mir, ich könnte einfach weit weg fliegen oder einfach nur aufhören zu atmen. Wie schaffen das andere Kinder, damit klar zu kommen? Bin ich so anders als die anderen?

Ich habe Angst, abends einzuschlafen, denn selbst da kommst du manchmal noch ins Zimmer und fühlst unter meiner Bettdecke, ob ich denn auch meinen Schlafanzug richtig angezogen habe. Dafür brauchst du immer so lange und ich wünsche mir, du würdest ganz schnell wieder aus dem Zimmer weg gehen, damit ich endlich in meine Traumwelt flüchten darf, wo alles schön ist und ich ganz alleine für mich bin.

Nun bin ich mittlerweile etwa 8 Jahre alt und du hast immer noch nicht aufgehört, mir all das zu zufügen. Ganz im Gegenteil, es wird immer unerträglicher und du begnügst dich schon lange nicht mehr damit, mich unten herum anzufassen. Ich muss das gleiche auch tun und du gehst sogar noch weiter, als das gegenseitige anfassen………..ich ekel mich so sehr davor und ich ekel mich vor dir und ebenso vor mir.

Wenn alles vorüber ist, dann schrubbe ich meine Hände bis dass sie ganz rot sind und sich die Haut bald abschält, weil ich sie so stark mit der Bürste bearbeitet habe. Ich wünschte, ich könnte mir die ganze Scham und den ganzen Ekel vor mir selber abwaschen. Doch egal, wie gründlich ich wasche, es geht einfach nicht vorbei und ich fühl mich genauso schmutzig, wie vorher.

Du hast wohl manchmal auch ein ganz kleines bisschen zumindest, etwas wie Gewissen gehabt. Sonst hättest du mir nicht ständig gesagt, dass ich deine Lieblingstochter bin und dass du mir nun endlich meinen langersehnten Wunsch erfüllen möchtest. Nämlich einen eigenen kleinen Hund. Den willst du mir schenken. Einen Welpen und ich kann ihn mir selbst aussuchen.

War doch nicht alles so falsch, wie ich bin? Selbst auf die Gefahr hin, dass du dir deine Belohnung für deine gute Absicht, mir einen Hund zu schenken, bestimmt von mir „bezahlen“ lässt…………… ich freue mich so sehr, endlich einen Hund zu haben. Ein Wesen, welches ich lieb haben darf, dem ich alle meine Sorgen anvertrauen kann und der mich bedingungslos liebt, wie ich bin.

Nun habe ich Blacky an meiner Seite. Ein kleines Wollknäuel, in dem ganz viele Hunde vereint sind, ein reinrassiger Mischling, der im Tierheim zur Welt gekommen ist und der mir gleich, als ich ihn sah, ins Auge gesprungen und in mein Herz gehüpft ist. Den oder keinen, dachte ich und durfte ihn auch gleich mit nach Hause nehmen.

Hallo du da? …………. Hörst du mir noch zu?

Ich bin noch lange nicht fertig mit erzählen, doch nun gehe ich erst einmal mit Blacky eine Runde Gassi. Bleibst du bitte sitzen und wartest auf mich?

Die Fortsetzung folgt bald………..