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Nun suche ich doch schon seit mehr als einer geschlagenen Stunde meine Gedanken zusammen, die unsortiert in der Ecke liegen. Unmögliches muss ich möglich machen, um sie zu einer, sauber aufgereihten und um den Hals gehangenen Perlenkette zusammen zu fügen. Ein wahrlich schweres Unterfangen, welches noch schwerer ist, als den zweiten Socken nach dem Waschen zu finden. Die bleiben seltsamer Weise auch immer verschwunden, ein wahres Phänomen, welches in Hausfrauenkreisen gefürchtetes Entsetzen hervorrufen kann. Hier an dieser Stelle möchte ich doch einfach mal den Kochlöffel für alle geplagten Hausfrauen brechen und um Verständnis bitten, wenn die Nerven mal wieder blank liegen. Meist sind es nur die Socken schuld. Ich selbst habe auch im hintersten Eckchen ein Waisenkörbchen stehen für einsame verlassene Socken, der alle paar Wochen neu sortiert wird. Wenn ich Glück habe, finde ich auch einige, die dann den Bund der Paarung bis zur nächsten Wäsche gemeinsam beschließen.

Doch nun mal wieder zum Punkt meiner Schwierigkeiten. Das Denken meiner Gedanken in die richtige Reihenfolge zu bringen. Meinen Gedanken habe ich auch eine solche Art Waisenkörbchen eingerichtet in Form einer Word- Datei, in dem ich alles an Phrasen, Wörtern und noch nicht zu zu ordnenden Sätzen und Absätzen ablege. Neben der virtuellen Datei liegt dann noch mein geliebtes Notizbuch, welches auch vollgekritzelt wird. Erzählt habe ich ja auch schon bereits, dass ich manches Mal mitten in der Nacht wach werde und habe Wörter oder Sätze in meinem Kopf, die ich unbedingt niederschreiben muss, damit mich meine Gedanken in Ruhe weiter schlafen lassen. Meist bediene ich mich aus diesen Waisenkörbchen meiner geschriebenen Gedanken und füge sie in meine Erzählungen mit ein, in der sie dann ihren Platz finden.

Und jetzt verrate ich mal etwas: Diese Datei und auch mein  Notizbuch habe ich oft neben mir aufgeschlagen und lese darin, nehme die Wörter immer wieder mal in meine Gedanken auf, drehe und wende sie, lege sie wieder zurück; nehme den nächsten Teil und manchmal fügt es sich, wie von selbst zusammen und wird mit dem Thema, welches ich bereits im Bewusstsein habe, eine neue Erzählung. Manchmal trägt es sich zu und manchmal, so wie heute, sitze ich dann da und schon der Anfang ist noch recht unschlüssig, ob er den gedanklichen Knoten nun lösen möchte, oder nicht. Dafür, dass ich immer noch nicht recht weiß, wie ich beginnen soll, habe ich dennoch schon ganz schön viel geschrieben. Betrachten wir es einfach als Vorspiel, welches dann irgendwann in die eigentliche Geschichte hinübergleiten mag.

Apropos Wochenende *lächel* ❤

Mein Enkel, dieser fast fünfjährige kleine Knirps, war ja mal wieder am Wochenende in meinen „Fängen“. Er ist jetzt in dem goldigen Alter der „Kinder-wissen-alles Logik“. Diese, nur Kindern eigenen Logik, kann ich nur immer wieder huldvoll begegnen. Nur sie können einem die Welt in einem Satz erklären. Da kann sich manch Gelehrter ein großes Beispiel nehmen. Schade, dass sie durch ihr Umfeld und durch ihre Entwicklung diese Logik auf der Strecke ihres Weges liegen lassen müssen. Vieles wäre einfacher im Leben, würden wir uns diese kleinen Weisheiten bewahren können.

Ich weiß nun nicht mehr in welchem Zusammenhang der kleine Leon folgendes zum Besten gab. Aber muss es überhaupt für alles einen Zusammenhang geben? Ich glaube nicht *lächel* Also folgendes sagte Leon:

„Oma, du weißt aber doch schon wo ich wohne, oder? Ich wohne in dem kleinen Deutschland.“

Ich fragte: „ Warum meinst du denn, dass Deutschland klein ist? Das verstehe ich nun nicht.“

Leon:“ Das kann doch gar nicht anders sein Oma! Ich bin ja auch klein und da muss Deutschland auch klein sein. Verstehst du das denn nicht?“

Bis heute bin ich noch auf der Suche, nach dem passenden Argument, um es meinem Leon zu widerlegen. Ein Ende ist noch nicht in Sicht, obwohl ich ja wirklich nicht um Worte verlegen bin.

Leon:“ Oma, darf ich dir was Schlimmes sagen?“ Ich: „Ja sicher Leon, erzähl es mir.“

Leon:“ Also die Uroma Inge ist ja schon mal hingefallen, bei der Apotheke. Das war ganz schlimm der Unfall da. Weißt du schon, was da passieren kann, wenn man fällt?“ während Klein- Leon mit erhobenem Zeigefinger und großen Kulleraugen vor mir steht, „Wenn man hinfällt, fällt man ja auch auf den Bauch und wenn da Essen drin ist, dann könnte ja auch das ganze Essen wieder raus kommen. Das wäre ganz schlimm.“

Wo er nun wieder mal recht hat, muss ich schmunzelnd bemerken.

Meine Gedanken lichten sich nun langsam und legen mir die Sicht frei, auf das, was ich heute erzählen möchte.

 

Ich kannte da mal einen Mann

Als ich damals mit der Musik begann und meine Stimme entdeckte, die am Anfang alles andere war, als eine gute Singstimme, lernte ich einen Mann kennen, der mich eine ganze Zeit lang auf meinem Lebensweg begleitet hat und mir ein wichtiger Freund wurde. Dieser Mann kannte meinen Mann durch die Musik und er kam öfter zu uns in den Proberaum, wo dann gemeinsam musiziert wurde. Ich durfte mehr oder weniger anfänglich nur als Zaungast beiwohnen und war froh, wenn sie mich mal gebeten haben, den Chorus mitzusingen. Mein Traum war es da schon, mal die Leadstimme singen zu dürfen. Doch soweit war ich noch lange nicht, weiß ich heute. Damals habe ich es noch nicht erkannt, was auch sein Gutes hatte.

Nur dadurch, dass ich so überzeugt von meinem Können war, habe ich den Ehrgeiz entwickelt und jeden lieben Tag mindestens zwei und oftmals auch mehr Stunden im Proberaum zu üben und meine Stimme durch das Mikrofon und in die Aufnahme gezwungen habe. Meist alleine für mich und den Playbacks, die ich mir besorgte. Ich fand meine Stimme klasse, war begeistert und konnte nicht verstehen, dass ein solch „großes Talent“ so lange in mir geschlummert hat, ohne mich zu wecken. Mein Maß an Selbstüberschätzung meiner genialen Singstimme haben gar die Katzen in ihrem Gejammer neidisch werden lassen, fürchte ich.

Doch dadurch, dass ich meinte zu wissen, was Großes in mir steckt, habe ich meine Stimme doch ein wenig trainieren können und ich bekam zumindest ein paar wenige gerade Töne heraus. Wenn dann die Probe der Bandmitglieder angesetzt war, durfte ich zwar zuhören und träumen, ich könnte vielleicht auch mal ans Mikrofon. Pustekuchen backen war aber einfacher, als der Wunsch meiner Gedanken. Doch, als dieser Mann öfter zu den Proben kam, versuchte er immer mal wieder, mich mit einzubeziehen und meinte schon mal, dass ich ihm doch ein wenig helfen und den Chorus singen könnte. So durfte ich dann hin und wieder mal mit ans Mikrofon, was je nachdem, wer da bei den Proben mit anwesend war, nicht jedem passte.

Doch dieser Mann erkannte wohl damals schon, dass ein gewisses Talent in mir schlummerte. Na ja, Schlummern wäre jetzt ganz stark untertrieben. Mein Talent befand sich eher im Tiefschlaf und hat ganz viel Mühe und Zeit gekostet, damit es schläfrig aus den Augenwinkeln blicken konnte.  Dieser Mann, der mir ein Freund wurde, hat mir die ganzen Jahre den Rücken gestärkt und hat mir Gesangsunterricht gegeben. Er selbst hatte eine gewaltige Stimme mit einem Volumen, dass die Mikrofonhersteller um ihren Absatz fürchten mussten, hätten mal alle eine solch kraftvolle Stimme gehabt. So, wie er wollte ich auch singen können. Er konnte ganz spontan und aus dem Stegreif eine neue Melodie, die er kaum Sekunden lang hörte, mit seiner Stimme begleiten. Sein Improvisationstalent war unschlagbar. Seine Stimme war eher im Rock und Blues zu Hause und auch in seiner Person war er nach außen hin ein recht raubeiniger Geselle. Im Inneren jedoch war er ein Mensch mit einem riesig großem Herzen und jeder, der ihn zum Freund hatte, konnte von ihm das „letzte Hemd“ haben, wenn nötig. Egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Er war da, wenn man ihn brauchte.

So, wie er sang, da wollte ich auch hin, doch meine Stimme ist nicht gerade die Rockröhre a` la Tina Turner. Am Anfang wollte ich alles singen, was mir in die Ohren kam, doch da brachte mich mein Gesangslehrer ganz schnell von ab. Mein Rohrspatzengeschimpfe überhörte er schon mal; ein anderes Mal las er mir die Leviten, was ich denn da schon wieder fabrizieren würde. Dann war alles nur schlecht und ich konnte es nicht verstehen, was er nun schon wieder auszusetzen hatte. Doch das erweckte in mir noch mehr Ehrgeiz und dachte: „Jetzt erst recht! Dem zeig ich`s nun aber!“

Wenn er dann beim nächsten Mal zum gemeinsamen Proben kam, wunderte er sich fast immer, dass ich das, wofür er mir Minuspunkte gab, nun einfach so aus dem Stegreif  konnte, als wenn ich nie ein Problem damit gehabt hätte. Er sagte dann ganz oft:“ Mäuschen“ so nannte er mich immer: „ Wieso eigentlich nicht gleich so? Verstehen kann ich das nun mal überhaupt nicht. Da hab ich das Gefühl, ich komme zu den Proben und denke, sie hat was dazu gelernt. Doch nichts ist und du gibst mir noch nicht einmal Recht in dem, was ich sage. Doch dann, wenn ein paar Tage vergangen sind, setzt du doch genau das um, was ich dir beibringen wollte. Muss ich nicht verstehen oder?“

Oft verteidigte er mich auch vor den anderen Musikern, die meinten:“ Warum vergeudest du eigentlich deine Zeit damit, mit ihr zu üben? Die kann und wird es wohl niemals lernen mit dem Singen.“ Er sagte dann:“ Sie hat euch allen hier eins voraus. Sie ist die einzige Person, die ich kenne, wirklich jeden lieben Tag etwas für ihr Weiterkommen tut. Kein anderer von euch macht das und das rechne ich ihr hoch an. Ihr meint ja, ihr braucht nichts weiter, als zur Probe zu kommen und meint, die größten Talente zu sein. Täuscht euch da mal nicht. Doch bei ihr könnt ihr euch ein Beispiel nehmen. Sie hat den Ehrgeiz und wird es auch schaffen, das sich ihre Stimme hören lassen kann!“

Ich denke, dass ich wohl in der Zeit ein paar Neider hatte, die selbst gerne seine Unterstützung hätten haben wollen. So hat er zum Beispiel mit mir an einem Tag acht lange Stunden den Song von Janis Joplin „Me and Bobby McGee“ geprobt, der sich in meiner Seele eingenistet hat und den ich heute noch zu meinen absoluten Lieblingssongs zähle. Mit der Zeit fand ich auch heraus, dass sich meine Stimme mehr für Chansons, Swing und Jazz eignet. Hier fand  mein Gesang seinen Platz und fühlte sich wohl. Meinem Gesangslehrer gefielen besonders die Songs von Hildegard Knef, von mir eingesungen  und der Song „Für mich solls rote Rosen regnen“ trieben ihm mehr als einmal die Tränen in die Augen. Ihm, dem raubeinigen Gesellen, man konnte es kaum glauben. Dieses butterweiche Herz hinter der rauhen Schale.

Dadurch, dass er stets hinter mir gestanden und an mich geglaubt hat, konnte ich auch dieses Etappenziel überhaupt erreichen. Das Singen, welches mir nach wie vor zu mir gehört und zu einem ganz wichtigen Teil meiner  Selbst wurde, habe ich zu einem ganz großen Teil ihm zu verdanken. Ihm, der mir in den Jahren ein ganz wichtiger Freund wurde. Er war oft bei unseren Auftritten mit dabei, hat auch hin und wieder selbst ein paar Songs  zum Besten gegeben.

Im Januar 2012 erhielt er nach einem Krankenhausaufenthalt eine erschütternde Diagnose, aus der es kein Entkommen gab. Die Zeit, die ihm noch blieb, hat er versucht, seinen eigenen innigen Wunsch zu erfüllen. Den Menschen, die ihm etwas bedeuteten, ein Album mit eigenen Songs zu hinterlassen. Er war auch noch oft, sofern es ihm einigermaßen gut ging, bei uns und tüftelte mit meinem Mann die passende Musik zu seinen Texten aus. Daneben probte er ebenso noch weiter  mit mir und meinen Songs weiter.

Es gab Zeiten, da musste er dann wieder auf die Palliativstation, um auf neue Schmerzmittel eingestellt zu werden. Die Zeit raste immer schneller. Irgendwann, Ende Juli kam er dann von der Palliativstation  ins Hospiz, da er zu schwach war, um zu Hause bleiben zu können. Dort besuchte ich ihn ebenfalls. Spätestens dort erkannte ich auch, dass er es nicht mehr schaffen würde, seinen Traum mit dem Album wahr werden zu lassen. Er wollte etwas ganz persönliches da lassen, bevor er geht. Ich hätte es ihm so sehr gewünscht und gerade er hätte es auch so sehr verdient. Es hat nicht sollen sein und sein Schicksal und die Krankheit nahmen ihm die Zeit und die Kraft. Er schlief dann im September 2012 friedlich ein. Wenige Wochen, bevor mein Op- Marathon begann.

Wenn er es auch nicht geschafft hat, die Erinnerung dazu lassen mit dem Album, so habe ich dennoch einen kostbaren Schatz zurück behalten. Die Erinnerung an einen wahren Freund und eine einzigartige, unplugged Songaufnahme vor vielen Jahren, die während der Proben entstanden ist. Eine Coverversion eines Beatles- Songs: „Why don`t we do it on the road“ welche er einfach mit seiner Gitarre eingespielt hat in seiner Eigenart. Gitarre spielen war nicht so sein Ding, aber die Stimme zeugt auch hier wieder mal von seiner herrlichen Interpretation, die ihm zu eigen war. Die Songaufnahme ist folgende, die ich soeben in Youtube hochgeladen habe:

Jedes Mal, wenn ich mir diese Aufnahme anhöre, beginnen meine Augen zu regnen voller Dankbarkeit, ihn als Freund gehabt zu haben, diesen Song als Erinnerung haben zu dürfen und voller Traurigkeit, dass er so früh schon gehen musste. Viel zu früh und lange vor seiner Zeit. Er fehlt in dieser meiner Welt.

Nun versuche ich mir meine kleinen Träume und Ziele nicht so weit im Voraus zu stecken, denn irgendwann wird es zu spät sein, um geplante Wünsche umzusetzen. Ich versuche, jeden Tag nur kleine Schritte zu meinem Ziel zu machen, damit ich nicht eines Tages da stehe und es ist ganz plötzlich vorbei, ohne, dass ich meinen Traum verwirklichen konnte. Wer weiß es schon genau, wann das Ende des Weges erreicht ist, es kann jederzeit soweit sein und so versuche ich schon jetzt, ein paar meiner Meilensteine und gedanklichen Hinterlassenschaften während meinem Weg abzulegen, auch auf diesem meinem Blog und der Festplatte meines PCs.

Euch allen noch einen wunderbaren Tag heute mit vielen Momenten der Besinnlichkeit und der Erfüllung eurer kleinen Wünsche und Träume, die ihr heute erreichen könnt ❤