
Wer die anderen Episoden von „Tischlein deck dich oder mein täglich Brot“ verfolgt hat, kann sich denken, dass die Geschichte um Horst noch kein Ende gefunden haben kann.
Da ist Horst, der in seiner Kindheit vieles ertragen und lernen musste, sich sein Essen in der Familie zu sichern bevor andere alles aufaßen.
Da ist Horst, der große stattliche Mensch, der sich beim geringsten, verbalen Windhauch seines Gegenübers ins nächste Mauseloch verkriechen möchte.

Da ist Horst, der einsame Mensch, der sich sehnlichst eine Partnerin an seine Seite wünscht, sowie Menschen, die ihn Freund nennen, ihn nicht ausnutzen und für ihn da sind.
Da ist Horst, der überschuldet war, da die Mutter zu Lebzeiten viele Zeitungsabos, Katalogbestellungen über seinen Namen bestellt hat. Die Schulden hat er gottlob seiner gesetzlichen Betreuung mithilfe einer Privatinsolvenz seit einigen Monaten beseitigen können.
Da ist Horst, der nie eine Ausbildung machen konnte, sich mit Aushilfsjobs zufriedengeben musste. Zeitweise durfte er bei einem seiner Onkel arbeiten, der einen kleinen Supermarkt führte. Für diesen Job erhielt er dann ein paar Mark.
Da ist Horst, der, als die Geschwister sich längst von den Eltern abgewendet haben, sein Vater verstorben, mit seiner Mutter wohnungslos wurde und zeitweise in einem Obdachlosenasyl leben musste.
Da ist Horst, der zartbesaitete, der ganz nah am Wasser gebaut hat, wenn er daran denkt, wie schmerzlich er doch seine Eltern, vor allem seine Mutter vermisst, die er noch bis zum Schluss gepflegt hat. Dabei haben ihn die Geschwister alleine gelassen und Horst war grenzenlos überfordert mit der Situation.
Da ist Horst, der Tiere liebt. Tieren fühlt er sich wahrscheinlich u.a. auch so verbunden, da diese nie aus Eigennutz handeln, sondern bedingungslos ihre Zuneigung verschenken. Neben seiner Tierliebe liebt Horst auch jede Menge Glitzer und bunten Dekokrimskams. Horst ist der erste Mensch, den ich kenne, der seinen Weihnachtsbaum bereits Ende September aufbaut und seine ganze Wohnung mit bunten Weihnachtsdingen überschmückt. Da werden sogar die Türgriffe mit allerlei Buntzeugs behangen. Bis kurz vor der Karnevalszeit bleibt dann alles so hängen und stehen. Zur Karnevalszeit kommt dann der nächste Glitzer. Dann zieren u.a. viele Luftschlangengirlanden den Wohnraum und Horst würde am liebsten nur noch zu Hause bleiben. Dort fühlt er sich inmitten seiner glitzernden, ausgeschmückten Pummeleinhornwelt am wohlsten.

Da ist Horst, der nach dem Tod der Mutter zusammenbrach und in die Klinik kam, depressiv und am Ende seiner Kräfte. Dort in der Klinik wurde er im Laufe einiger Monate wieder ein wenig stabilisiert. Die Intelligenzdiagnostik bescheinigte ihm eine leichte Minderung. Sein IQ liegt bei etwa 58. Die Regel liegt bei <70 +…
Da ist Horst, der nach der Klinik , zunächst durch eine ges. Betreuung „an die Hand genommen wurde“. Er erhielt eine Wohnung in einer Sozialbausiedlung. Die Finanzen wurden fortan durch die gesetzliche Betreuung geregelt, und Anträge beim Amt gestellt, die sein Auskommen sicherten sollten. Horst wurde dann über die Eingliederungshilfe bei uns aufgenommen und im Rahmen der ambulanten Betreuung pädagogisch bis zum heutigen Tag begleitet. Die Eingliederung in einer Werkstatt für psychisch erkrankte Menschen folgte. Zunächst war bis 2015 eine liebe Kollegin als Bezugsbetreuerin zuständig, ich machte die Urlaubs-/ Krankheitsvertretung. Meine Kollegin ging in Rente und ich bin bis jetzt in der Bezugsbetreuung für Horst eingesetzt. Horst und ich haben einen recht guten Weg gefunden, miteinander, zwar sehr kleinschrittig, aber mit dem Blick nach vorne, Horsts Lebensweg sinnvoll zu gestalten.
Soviel für heute. Horsts Geschichte findet noch kein Ende. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass es wohl eine „fast“ neverending Story um Horst werden würde. In der nächsten Folge mag ich euch etwas über meine Arbeit mit Horst erzählen. Bleibt mir und vor allen Dingen Horsts Geschichte wohlgesonnen und schaut auch bei der nächsten Folge herein *lächel*

Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Start in den Samstag mit allen Wohlgefühlen, die das dritte Adventswochenende so mit sich bringen mag! ❤

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