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28.09.14 Problemzone Mensch

Schaue ich in den Spiegel sehe ich mein Gesicht. Mein Gesicht, was mich mittlerweile seit, sage und schreibe 51 Jahren begleitet. Durch und in meinem Leben. Höhen und Tiefen durchlebt und es ist auch an ihm nicht spurlos vorüber gegangen.

Pilz im Herbstlaub

Betrachte ich es ein wenig genauer, haben sich meine Falten noch recht zurück gehalten, was mich natürlich erfreut. Na ja, spiegelglatt ist es nun auch nicht mehr. Aber das ist auch gut so! Auf spiegelglatten Flächen  rutschen die Blicke anderer sowieso nur aus und fallen oft darauf hinein. Eine glatte Maske, hinter der es teuflisch grinst über ein neues Opfer, welches es auszubeuten gilt.

Die einzigen Masken, die ich in meinem Leben getragen habe, war höchstens mal eine Quark- Gurkenmaske, da sie mir wahre Wunder versprochen und doch nicht gehalten hat. Meine Haut sah danach nicht viel anders aus, außer ein paar kleiner Quarkreste, die sich in meinem Haaransatz verfangen haben.

Heute benutze ich hin und wieder mal eine Peelingcreme oder eine Creme-Maske, um der Haut ein wenig Streichelzart- Gefühl zu geben. Make- Up- Masken mag ich nicht sonderlich, da ich das Gefühl nicht los werde, meine Haut ist darunter nicht atmungsfähig und erstickt langsam. Ab und an mal ein wenig Puder, um der Haut eine frisch-rosig angehauchte Färbung zu geben, ist ja ok. Aber zu oft muss ich das auch nicht haben.

Wie mag es da manchen Menschen gehen, die ihre Maske der Freundlichkeit nur als Entree- Schild nutzen und dahinter ein Abgrund von Boshaftigkeit und Eigennutz steckt? Haben diese Menschen nicht das Gefühl, daran zu ersticken? Was vor allen Dingen ist der Sinn daran und was treibt einen dazu, seine Welt nur für sich allein erobern zu wollen. Tatsächlich scheint es Leute zu geben, die ganz mit sich allein glücklich sein können und andere nur ausgenutzt haben unter dem Maskeraden-mäntelchen der Freundschaft. Solche Leute werden sich aber irgendwann, wenn ihre Zeit abgelaufen ist, wundern, wo denn all diejenigen, die sich Freund und Kamerad genannt haben, hin sind. Weg, verschwunden und freundschaftlich verabschiedet

Maskeraden begegnen uns  an allen Tagen und in allen Lebenslagen. An allen Orten und zu allen Zeiten. Doch immer mehr sieht man geliftete, gestraffte, Make-Up-getünchte und Sonnenbank- gebräunte Grinsewangen, deren Unbedenklichkeitsbescheinigung der Vergangenheit angehört und mich bedenklich nachdenklich stimmt.

Schweigend betrachte ich mich im Spiegel. Das Lid ist auch nicht mehr so ganz straff, wie in den Jugendjahren, aber auch bei weitem nicht so schlimm, dass ich aussehe, wie ein Preisboxer nach einer Doublette  auf seine  Augen. Fältchen in den Augenwinkeln zeugen von herzhaften, immer gern willkommenen Lachergüssen in meinem Leben. Über meiner Oberlippe ist eine winzige kleine Narbe, die mir unsere Ara- Dame hinterlassen hat, nachdem ich als 2jährige den Tischabfall- Eimer in ihrem Käfig entleerte. Heute bin ich froh um diese Erinnerung, die ich mit mir rumtrage. Zeigt sie mir doch auf, wenn ich sie wieder mal entdecke, dass der Mensch bekommt, was er verdient.

Die kleinen Falten und größeren Fältchen sind so, wie es manche Frau leise erfreuen würde, wenn der Postbote mit Woll- und Schuhpaketen vor der Türe steht, aber nur um zu fragen, ob sie ein Paket für Frau Nachbarin annehmen könnte.

Ich hab mich mit meinem Gesicht und in meinem Leben ganz gut gehalten und freu mich leise über meine Fältchen. Das ist eine solche  Freude, wie sie ist, wenn ich nun zu meiner Nachbarin gehe und das Paket abhole, das der Postbote heute dort für mich abgegeben hat. 😉

Nun wünsche ich euch allen noch einen wunderbaren Start in den heutigen Tag und euch wohlgesonnene Spiegelbilder

Liebe Grüße

Heike