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Ausbildung, Enkel, Entwicklung, Erinnerung, Schule, Schulzeit, Zeitreise
Da habe ich doch gerade mal und nur mal so ganz kurz um die Ecke geschaut. Nun ist es passiert und hat mich so ganz ohne Brimborium, aber mit viel Schwung umgehauen. Noch, bevor meine Sinne wieder bei Sinnen sind, stelle ich fest, wie aus meinem Enkelschatz Leon, der doch noch gestern gerade mal so knapp mit den Augen die Tischkante erreichte, ein fast großer Junge geworden ist. Seine niedliche Kinderlogik ist ein wenig erwachsener geworden, wenngleich auch so manches Mal herzerfrischend jugendlich mit einer Prise Naivität, die einfach zur Jugend gehört wie das Ei und das Salz.
Da steckt er nun mit seinen 10 Jahren momentan in einer Zwischenwelt, einer Art Grauzone zwischen Kind und Pubertier. In den 10 Lebensjahren hat er schon viel erfahren und erlebt, um damit seine Basis, die Grundmauern für ein selbstbestimmtes Leben zu bilden.
Der Wunsch, Polizist zu werden (die Ganoven mit dem Lasso aus dem Auto heraus einfangen), verwandelte sich nun in den Traumberuf Paläontologe/ oder Archäologe („angesteckt“ durch Opas Interesse für die Antike Ägyptens mit all seinen Kulturen und Schätzen) um.
Leons Schullaufbahn war zu Beginn nicht gerade einfach und es sprach zunächst so gar nichts dafür, dass eine Chance besteht, später das Gymnasium besuchen zu können. Im 2. Schuljahr wurde eine Legasthenie diagnostiziert. Einige Zeit erhielt Leon Ergotherapie, mein Mann, Leons Opa Günter gab und gibt ihm Nachhilfeunterricht. Nach der Diagnose wurde die Frage nach dem „Wie“ können wir Leon bestmöglich unterstützen gestellt. Da Leons beide Eltern arbeiten, ist Leon innerhalb der Woche meist bei uns.
Mein Mann mittlerweile in wohlverdientem Ruhestand, hat sich, mit Absprache im Familienrat, dazu entschieden, Leon zu unterrichten. Damit war es zunächst mal mit dem Ruhestand vorbei und seine Wünsche sich voll und ganz der Musikproduktion zu widmen, sind nun oftmals nur am Wochenende möglich. Die Entscheidung, die er dabei getroffen hat, war sicherlich nicht einfach. Entweder richtig oder gar nicht und beginne nichts, was du nicht auch zu Ende führen kannst. So lautete schon immer seine Devise und dies hat er bis jetzt auch so gehalten. Günter beschäftigte sich zunächst mit dem derzeitigen Stand des Schulsystems, den Lehrplänen und allem darum herum, um Leon auch die Unterstützung geben zu können, die er benötigt. Neben den Absprachen mit Leons Eltern werden regelmäßige Kontakte und Austausch mit der Klassenlehrerin ebenso durchgeführt, wie die Reflektion mit den Ergotherapeuten.
Die Ergotherapie lief bis zum Ende letzten Jahres, der Nachhilfeunterricht läuft nach wie vor. Im Laufe der Zeit ist Günters Zimmer, welches eigentlich für Büroarbeiten und Musikproduktion bestimmt war, auch zu Leons Schulzimmer geworden. Ein ganzes Sammelsurium an Schulsachen, Experimentierdingen von selbstgebasteltem Vulkan, Sonnenofen, über einem umgearbeiteten Segelflieger nebst Ordnern und vieles mehr stapeln sich nun auch aus Leons Werdegang in diesem Raum.
Seit März dieses Jahrs und somit auch der Beginn der Pandemiekrise COVID 19 hat Günter mit Leon auch die aufgetragenen To-Do-Listen der Schule bearbeitet und beide haben es toll gemeistert. Trotz alledem ist es nicht nur für die Lehrenden, sondern vor allen Dingen für die Schüler gut und richtig, dass in den Schulen mittlerweile wieder ein relativ normaler Unterricht stattfinden konnte. Zumindest bis zu den jetzigen Sommerferien.
Ich frage mich immer noch, wie Mütter und Väter, die berufstätig sind, vielleicht sogar mehrere schulpflichtige Kinder haben, das Beschulen der Kinder schaffen konnten. Oder auch Eltern, die die nicht aus dem deutschsprachigen Raum kommen. Meinen absoluten Respekt gebührt ihnen für diese schwierige Aufgabe, all das zu schaffen.
Doch nun wieder zu Leon zurück.
Leon spielte für eine kurze Zeit in einem Fußballverein, weil seine Freunde und Klassenkameraden auch dort waren. Letztendlich war das Interesse am Fußballspielen aber doch nicht so riesig und ist jetzt im zweiten Jahr in einem Jiu-Jitsu Verein im ortsansässigen Sportverein. Dort fühlt er sich wohl und fiebert den Gurtprüfungen entgegen, erzählt und zeigt immer ganz stolz die neuesten Techniken, die er erlernt hat.
Da Leon in seinem „Schulzimmer“ auch von Opas Musikinstrumenten umgeben war, verfolgte er natürlich auch schon früh, was der Opa so alles macht, entwickelte musikalisches Interesse und versuchte sich an diversen Instrumenten wie Blockflöte, Bongo, Gitarre und ist derzeit beim Klavierspiel und der Musiktheorie angelangt. Was er da schon mittlerweile mit Opas Hilfe gelernt hat, ist wirklich beachtlich. Wie flink die kleinen Hände bereits über die Tasten gleiten können, finde ich einfach toll. Seit einiger Zeit übt er nach und nach in einzelnen Abschnitten das Klavierstück „Für Elise“ von Beethoven. Eine Aufnahme seiner Übung werde ich euch in den nächsten Tagen in einem der nächsten Einträge zeigen. Talent hat er dafür auf jeden Fall! Momentan sitzt er öfter am Tag, immer wieder mal am Klavier oder seinem Keyboard und macht seine Übungen. Da heißt es Daumendrücken, dass er dieses Interesse auch beibehält.
Leon besucht seit letztem Jahr mit Opa auch die Veranstaltungsreihen der Kinder- Uni. Dort werden Vorlesungen in kindgerechter Aufbereitung gehalten und die Kinder und Jugendlichen erhalten nach regelmäßig besuchten Semestern ein Diplom. Die Vorlesungen dauern ca. 45 Minuten mit anschließender Fragerunde, in denen die Kinder zum Podium kommen dürfen und den Professoren/innen „Löcher in den Bauch“ fragen dürfen. Leon findet die Vorlesungen sehr interessant und hat auch so schon mal einen kleinen Einblick, was ihn erwarten würde, wenn er später einmal die Möglichkeit haben wird, zu studieren.
Die Chance, im nächsten Jahr die Empfehlung fürs Gymnasium zu erhalten, ist gar nicht mal so abwegig, denn Leon hat riesige Fortschritte in der Schule gemacht und ist auf einem guten Weg. Jetzt hat er zum Ende des 3. Schuljahres ein supertolles Zeugnis erhalten, auf dem nur zweimal die 3 erschien. Ansonsten nur 1 und 2. Ob Leon aber dann das Gymnasium oder die Realschule besuchen wird, wird ganz auf seine Bedürfnisse, Fähigkeiten und zuallererst Leons Wünsche abgestimmt. Es bringt nun mal rein gar nichts, wenn man den Anforderungen nicht vollends gerecht werden kann oder sich nur mit allergrößter Mühe durch die Schulzeit zwingt. Der Spaß und die Motivation sollten erhalten bleiben und der Griff nach den unerreichbaren Sternen nicht als das „Nonplusultra“ vor allem stehen. Die Selbstwirksamkeitserfahrungen und die sich, dadurch stärkende Resilienz, sind wichtig um ein Selbstwertgefühl zu entwickeln. Wir alle um Leon herum möchten einzig und alleine, dass Leon seine Ziele und Träume verwirklichen kann und unterstützen ihn mit der Assistenz, die er benötigt, es selbst zu schaffen.
Sein Opa ist für ihn da und wird auch in der Zukunft eine riesige Stütze für Leon sein. Wenn man die beiden so betrachtet, „passt da kein Blatt mehr dazwischen“. Eine eingeschworene Gemeinschaft der kleine „große“ Leon und sein Opa Günter! Selbst ich, als seine Oma hab da „keine Schnitte“ *lächel* Aber das ist schon okay und gut, so wie es ist.
Heute ist ein Ausflug in die Vulkaneifel geplant. Leon nimmt noch einen Freund und Schulkameraden mit, dem er von den vergangenen Besuchen dort berichten kann. Mit Opa war er bereits im letzten Jahr öfter in der Vulkaneifel, die bei uns praktisch um die Ecke liegt. Sie waren im Vulkanmuseum, bei den Geysiren in Andernach, an der Wingertbergwand, in der er seinen ersten Ammoniten gefunden und ausgebuddelt hat und besuchten auch weitere Orte in der Eifel mit seinen vielen Sehenswürdigkeiten.
Euch allen wünsche ich nun einen wunderbaren Start in die neue Woche mit allem Wohlbefinden, was das Leben zu geben vermag *lächel* Passt gut auf euch und eure Mitmenschen auf und verschenkt genügend Lächeleinheiten, die selbst mit schützender Maske im Gesicht möglich und in den Augen sichtbar sind 😉
Was für eine schöne Geschichte, liebe Heike, mitten aus dem Leben, fein von dir erzählt. Leon und Opa, ein Traumpaar 🤗
Herzliche Morgengrüße vom Lu
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Du hast es erfasst lieber Lu! Die beiden ergeben ein tolles Gespann. Ich freue mich sehr darüber und gönne es ihnen von ganzem Herzen ❤
Wünsche dir einen wunderbaren Start in den Tag!
Liebe Grüße auch an dich
Heike
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Dankeschön *freu*
Und daaas mit der *Musikvererbung* gefällt mir natürlich besonders gut 🎵🎶🎵🎶🎵🎶🎵🎶
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Mir gefällt das auch sehr, wirklich sehr! Vielleicht find ich ja in Leon mal den Pianisten, der mich irgendwann mal beim Chansonieren begleiten mag 😉 Leon ist wirklich auf einem sehr guten Weg mit der Musik und lernt es beim Opa „von der Pieke“ an. Mein Mann ist der festen Überzeugung, dass zum wahren Musiker auch die Theorie gehört und das man wissen muss, was man tut um es richtig zu machen. Ebenso sagt er, dass Musik ganz viel mit Mathematik zu tun hat. Es läuft mit der gleichen Logik ab. Na ja, ich geh da mehr aus dem Gefühl heraus an die Musik ran. Kenne zwar die Noten und was sie bedeuten, könnte aber bis jetzt noch nicht einen, mir unbekannten Song nur nach dem Notenblatt singen. Was das, übertragen aufs Klavierspielen betrifft, hat mir Leon schon einiges voraus 😉
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Ein Leben ohne Noten könnte ich mir nicht gut vorstellen, liebe Heike, habe schon mit 7 Jahren vom Blatt spielen können mit der Flöte und ab 13 mit der Klarinette …
Später wollte ich Dirigent werden, studierte Sinfoniepartituren und mache das heute noch als Hobby, die Mathe obsiegte, ich wurde kein Berufsmusiker …
Man weiß nie, was genau wird,
aus dem eigenen Leben.
Herzlich, Lu
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Liebe Heike,
welch wunderbare Beziehung und große Chancen für Leon und seinen Opa! Respekt!!! Eine so liebevolle, weise und stimmige Umgangsweise wurde in eurer Familie zur Förderung der ganz besonderen Art und Weise von Leon gefunden und meisterhaft umgesetzt. Ich bin berührt…
Meine Enkelin, mein Sternchen, ist neun Jahre alt und wird in der kommenden Woche zwei Tage und Nächte bei mir verbringen, worauf wir uns beide schon sehr freuen.
Insofern sende ich dir ganz herzliche Grüße von Oma-Herz zu Oma-Herz
❤ ~ ❤
Alles Liebe! Marina 🙂
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Was für ein Riesenglück, wenn ein Kind, das Hilfe braucht, so einen Opa hat – einfach traumhaft, dieses Pärchen.
Lieben Gruß
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Da geb ich dir unbedingt Recht liebe Clara👍
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